
Die Atemkonzentration.
Warum wollen alle Yoga- und Meditationslehrer immer, dass wir uns auf den Atem konzentrieren?
Dass wir Sauerstoff brauchen, um zu überleben ist klar, aber warum ist es wichtig, dass wir gut oder auf eine bestimmte Art atmen?
Und was soll das überhaupt heißen, gut zu atmen?
Ich habe eine Freundin, die bekommt sofort Schnappatmung, wenn man ihr sagt, dass sie sich auf ihren Atem konzentrieren soll. Wir atmen - zum Glück - so automatisch, dass sich die bewusste Konzentration auf unseren Atem dann erst einmal ganz komisch anfühlen kann. Auch wenn ich in einem Workshop eine Atemmeditation anleite und den TeilnehmerInnen sage: "Konzentrieren Sie sich auf die Tatsache, dass Sie atmen und versuchen Sie gleichzeitig, die Art, wie Sie atmen nicht zu verändern." - dann ist das manchmal so, als würde ich sagen: "Denken Sie jetzt NICHT an den berühmten rosa Elefanten im Raum" und es braucht ein bisschen Übung, bis es sich natürlicher anfühlt, nur zu beobachten und nicht gleich verändern zu wollen.
Also worum geht es jetzt bei so einer Atem-Meditation oder Atem-Konzentration, wenn wir einerseits nichts an unserer Atmung verändern sollen, es andererseits aber scheinbar hilfreich ist, wenn wir uns auf unseren Atem konzentrieren und eher tief als flach atmen?
Um gut zu atmen muss ich erst einmal feststellen, ob ich nicht gut atme. Ob sich bei mir, zum Beispiel durch andauernden Stress, die Atmung schon so verändert hat, dass ich sehr flach atme. Damit ist gemeint, dass der Atemrhythmus eher schnell ist und ich meinen Atem lediglich im Bereich der Nase, des Rachens und der Brust spüre. Beim Feststellen, wie ich atme kann mir eine Atemmeditation oder Atemkonzentration helfen.
Wenn ich jetzt festgestellt habe, dass ich tatsächlich sehr hastig atme, mein Atem manchmal regelrecht stockt oder ich ein Enge-Gefühl im Brustbereich spüre, dann können dies Anzeichen dafür sein, dass ich meinem Körper mit dieser Art Atmung - zumindest auf Dauer - nichts Gutes tue. Eine solche flache, verkrampfte Atmung ist manchmal das Resultat von andauernder Anspannung und Stress.
Für eine akute Notfallsituation, bei der wir schnell viel Sauerstoff brauchen um körperlich und geistig darauf zu reagieren ist diese Atmung super, weil sie unseren Energiehaushalt ankurbelt. Wenn wir uns diese Art Atmung allerdings angewöhnen, bekommt der Körper nicht mehr die Möglichkeit, Gifte auszuleiten, weil nicht genügend Sauerstoff in alle Zellen gelangt und es zu Stauungen in der Blutbahn kommt. Die gestörte Sauerstoffzufuhr kann zu Schmerzen in den Gelenken führen, da dort die Gifte stecken bleiben, aber auch Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen oder Burnout sind meist von ungesunder Atmung begleitet. Je besser die Zellen mit Sauerstoff versorgt sind und je besser Giftstoffe aus dem Körper abtransportiert werden, desto fitter fühlen wir uns körperlich und geistig.
Wie lerne ich nun, (wieder) gut zu atmen?
Gut zu atmen heißt, dass ich bei tieferer Atmung den Atem neben Nase, Kehle und Brust auch im Bauch und womöglich sogar im Becken-, Rücken- und Nierenbereich spüren kann. Gesünder ist es zudem, durch die Nase einzuatmen, da die Luft durch die Härchen und Schleimhäute etwas gesäubert, angefeuchtet und vorgewärmt wird. Und nach dem Ausatmen sollte immer eine kurze Pause erfolgen, um auch dem Atemrhythmus ein bisschen Ruhe zu gönnen.
All das kann mit regelmäßigen Atemübungen, bei denen ich mich für ein paar Minuten auf meine Atmung konzentriere und dann bewusst auf die Atmung in den Bauchbereich und die Pause zwischen den Atemzüge achte, geübt werden. Zu Beginn geht es darum, mir Zeit zu nehmen, um diese Atmung bewusst durchzuführen und mit der Zeit wird der Körper merken, dass ihm diese bewusste, tiefere Atmung gut tut und wird sich automatisch wieder auf eine gesündere Atmung umstellen. Wenn ich die Atemübung noch mit Bewegung, z.B. Yoga-Übungen, kombiniere, rege ich den Lymphfluss noch stärker an und unterstütze den Abtransport der Gifte.
Ein wunderbarer Nebeneffekt jeder Atem-Konzentration ist, dass ich gleichzeitig übe, mehr im Hier und Jetzt zu sein. Wir können uns immer nur auf den derzeitigen Atemzug konzentrieren und lernen dabei gleichzeitig, aus Gedankenschleifen über Vergangenes oder die Zukunft auszusteigen und dem mehr Beachtung zu schenken, was jetzt im Moment passiert.
Viel Spaß mit meiner Atem-Konzentrations-Übung zum Download!
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Victoria Bindrum (Friday, 07 April 2017 20:36)
Viel zu oft hört man bloß, dass man "besser" atmen soll, aber viel zu selten auch warum. Danke für diese Infos, die dazu motivieren, dem eigenen Atem mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die Übung ist übrigens super!